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Widerstand

Definition von Widerstand

Widerstand bezieht sich auf das Phänomen, bei dem Klienten, bewusst oder unbewusst, gegen Veränderungen, beraterische oder therapeutische Interventionen oder die Exploration schmerzhafter Themen Widerstand „leisten“. Widerstand wird in der systemischen Beratung und Therapie als ein wichtiger Hinweis auf zugrundeliegende Bedürfnisse verstanden. 

Anwendung in der systemischen Beratung und Therapie:

Systemische Beraterinnen und Therapeuten erkennen und respektieren Widerstand als Teil des beraterischen und therapeutischen Prozesses. Sie verstehen Widerstand auch als gesunden Ausdruck von Unstimmigkeit im Beratungssystem.

Bedeutung und Nutzen für die systemische Praxis: 

Die Arbeit mit Widerstand kann tiefe Einblicke in die Ängste, Bedürfnisse und Werte der Klienten bieten und ist oft ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Veränderung.
Widerstand kennzeichnet einen Aspekt der Beziehung zwischen Klient und Beraterin oder Therapeut: Man könnte sagen, dass die Beraterin oder der Therapeut noch keine zur Struktur des Klienten(systems) passende Kommunikation oder Intervention gefunden hat.

Kritik

Eine Herausforderung ist, dass Widerstand, wenn er nicht angemessen adressiert wird, den Prozess blockieren und die Beziehung zwischen Beraterin oder Therapeut und Klient belasten kann. Es erfordert Feingefühl, den so genannten Widerstand zu erkennen und produktiv damit umzugehen.

“Nach unserer Meinung sind TherapeutInnen so etwas wie Taschendiebe unter NudistInnen. Einige sehen Taschen vorne, andere sehen sie hinten, je nach ihrer Spezialisierung. Die TherapeutIn muss tatsächlich ihrer KlientIn Taschen aufnähen, um mit Taschendiebstahl anfangen zu können. Glücklicherweise sind KlientInnen überaus großzügig und lassen TherapeutInnen fast jede Art von Tasche aufnähen, um die TherapeutIn ihre Arbeit machen zu lassen. Wenn KlientInnen aber zeigen, dass sie sich beim Aufnähen unbehaglich fühlen, wird das schlicht Widerstand genannt”.

„Die Kunst, Nackten in die Tasche zu greifen.“ von Ben Furman und Tapani Ahola (1996)