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Wirklichkeitskonstruktion

Definition von Wirklichkeitskonstruktion

Die Idee der Wirklichkeit als (gemeinsame) „Konstruktion“ basiert auf dem Verständnis, dass unsere Wahrnehmung der Realität durch soziale Interaktionen, kulturelle Normen und individuelle Erfahrungen geformt wird. In der systemischen Beratung und Therapie wird betont, dass Wirklichkeit nicht objektiv gegeben, sondern das Ergebnis eines gemeinsamen Konstruktionsprozesses ist. Dieses Konzept betont die Rolle von Sprache und Kommunikation bei der Formung unserer Verständnisse von der Welt.

Anwendung in der systemischen Beratung und Therapie:

Diese Perspektive ermöglicht es systemischen Beraterinnen und Therapeuten und Klienten, die subjektiven Realitäten zu erkunden und zu verstehen, wie bestimmte Wirklichkeitskonstruktionen Probleme verursachen oder aufrechterhalten können. Durch das Hinterfragen und Neugestalten dieser Konstruktionen können neue Verständnisse und Lösungswege entwickelt werden. So können auch einschränkende Überzeugungen identifiziert und alternative, hilfreichere Sichtweisen gestaltet werden.

Bedeutung und Nutzen für die systemische Praxis: 

Die Anerkennung der Wirklichkeit als gemeinsame Konstruktion fördert die Offenheit für multiple Perspektiven und unterstützt die Entwicklung empathischer Beziehungen. Sie ermutigt zur kreativen Neugestaltung der eigenen Lebenswirklichkeit. Auseinandersetzung mit Wirklichkeitskonstruktionen fördert auch die kognitive Flexibilität und unterstützt Klienten dabei, proaktiv ihre Lebenserfahrungen und Beziehungen zu gestalten. Es erweitert das Spektrum möglicher Handlungs- und Erlebensweisen.

Kritik

Ein kritischer Punkt ist, dass die Betonung subjektiver Wirklichkeitskonstruktionen die Bedeutung externer Realitäten und struktureller Bedingungen untergraben könnte. Es ist wichtig, ein ausgewogenes Verständnis von individueller Konstruktion und objektiven Gegebenheiten zu bewahren.