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Allparteilichkeit

Definition von Allparteilichkeit

Allparteilichkeit ist ein zentrales Prinzip der systemischen Beratung und Therapie, das die unvoreingenommene Haltung der Beraterin oder des Therapeuten gegenüber allen Mitgliedern eines Systems kennzeichnet. Diese Haltung ist grundlegend, um eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit zu schaffen, in der sich jedes Systemmitglied frei äußern kann. Die Beraterin oder der Therapeut vermeidet es, Standunkte einzunehmen oder voreilige Bewertungen vorzunehmen, und fördert stattdessen eine Umgebung, in der offene Kommunikation und gegenseitiges Verständnis gedeihen können.

Anwendung in der systemischen Beratung und Therapie:

Allparteilichkeit wird angewandt, um einen sicheren Raum für alle Beteiligten zu schaffen, in dem sie ihre Sichtweisen und Erfahrungen teilen können, ohne Urteil oder Kritik zu fürchten. Dies ist besonders wichtig in Konfliktsituationen, wo der Berater oder der Therapeut durch seine neutrale Position hilft, verhärtete Fronten aufzuweichen und konstruktive Dialoge zu ermöglichen.

Bedeutung und Nutzen für die systemische Praxis: 

Die Praxis der Allparteilichkeit ermöglicht es den Klienten, ihre eigenen Lösungen für ihre Probleme zu finden, indem sie zur Selbstreflexion angeregt werden. Dies stärkt das Empowerment der Klienten und unterstützt die Entwicklung von nachhaltigen Veränderungen innerhalb des Systems.

Kritik

Ein Kritikpunkt könnte sein, dass die allzu strenge Anwendung der Allparteilichkeit die Beraterin oder den Therapeuten daran hindern könnte, in Situationen, in denen klare Richtlinien oder Interventionen erforderlich sind, effektiv zu handeln. Zudem besteht die Gefahr, dass sie ihre eigene Distanziertheit überschätzen und unbewusst eigene Vorurteile in den beraterischen oder therapeutischen Prozess einbringen.